Diese Absichtserklärung verdient Kredit

Am 14. Juli 2025 veröffentlichten zehn sehr unterschiedliche Akteure eine Absichtserklärung zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen. Die Dokumente sind bei der IG Detailhandel aufzufinden. Kaum veröffentlicht, kam Kritik: Wischiwaschi, ohne jegliche Verbindlichkeit, zu kleiner Kreis, unklarer Kostenteiler, Produzenten gehen leer aus etc.

Wir teilen die Kritik nicht. Wenn auch nur ein Teil der fünf festgehaltenen Punkte umgesetzt wird, wäre das eine kleine Sensation – auch im internationalen Vergleich. Eine Absichtserklärung ist per Definition der Startschuss für eine gemeinsame Aktivität und nicht mit einer To-do-Liste zu verwechseln. Wer leicht im Vagen startet, kann oft schneller am konkreten Zielort landen als bei Fixierung aller Details vor dem Start. Wir alle haben diese Erfahrung schon gemacht.

An Breite fehlt es nicht

Betrachten wir zunächst die Breite der Unterzeichner der Absichtserklärung. Fenaco, Nestlé und Coop arbeiten nicht jeden Tag zusammen. Emmi, Bauernverband, WWF und Denner oder Migros vertreten per Definition nicht die gleichen Interessen. Bei den Treibhausgasemissionen wollen sie jedoch „entlang der ganzen Wertschöpfungskette” zusammenarbeiten. Und dies „ohne die inländische Produktion zu verringern”. Die heterogene Zusammensetzung zum Start der Arbeiten ist jetzt aber auch Verpflichtung: ALDI, LIDL und Co. müssen die Gelegenheit haben, auf Augenhöhe ihre Kompetenzen einzubringen. Daran sind die Erstunterzeichner der Absichtserklärung zu messen.

Standardisierter Datenaustausch als Meilenstein

Aufhorchen lässt das Ziel, sich auf einheitlich berechnete, SBTi-konforme Methoden zu einigen. Die Daten dazu sollen standardisiert ausgetauscht werden. Das ist entscheidend und momentan auch ein Knackpunkt, um im Klimathema voranzukommen. Der Aussage, dass ein Finanzierungs- und Entschädigungsmodell erarbeitet wird, das Markverzerrungen verhindert, können nun Fakten folgen. Die konkrete Ansprache der Kosten- und Entschädigungsfrage ist erfreulich.

 

Unbeholfene Kommunikation? Schwamm drüber. Jetzt geht es um praxisnahe Modelle.

Der Start der Klima-Zusammenarbeit mag reichlich unbeholfen kommuniziert worden sein. So hätte besser gezeigt werden müssen, wie weitere Akteure einbezogen werden. Wir sehen jedoch Marktakteure, die das Heft gemeinsam in die Hand nehmen wollen. Das schafft die Grundlage dafür, dass der Bund u.a. bei der Datenbeschaffung oder den wissenschaftlichen Grundlagen subsidiär mithelfen könnte. In unseren Ohren tönt das viel besser, als technokratische Vorschriften, Verordnungen vom Bund und mehr Administration. Wir meinen: Die Absichtserklärung verdient Kredit und es gilt praxisnah, mit den Produzentenorganisationen und marktnahen Branchenvertretern pragmatisch im Klimaschutz vorwärtszukommen. Das Verstecken hinter der reinen Lehre und Bürokratie war gestern.

Stefan Kausch und Christof Dietler
Mitinhaber Agentur pluswert

 

Disclaimer: Wir haben kein Mandat in dieser Sache. Wir mögen aber die Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette und Eigeninitiative.

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